In Anbetracht der nach wie vor bestehenden strategischen Bedeutung von Rohstoffen für das verarbeitende Gewerbe der EU [1] führt die Kommission im Rahmen der EU-Rohstoffinitiative eine breite Palette von Maßnahmen durch, um die sichere, nachhaltige und erschwingliche Versorgung mit Rohstoffen sicherzustellen. Die Liste kritischer Rohstoffe für die EU ist ein zentrales Element dieser Initiative.
Die Rohstoffinitiative wurde 2008 ins Leben gerufen, um den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Zugang zu Rohstoffen zu begegnen. Mit dieser Mitteilung wird die Liste kritischer Rohstoffe von 2014 aktualisiert. Der Hauptzweck der Liste ist es, die Rohstoffe mit hohem Versorgungsrisiko und großer wirtschaftlicher Bedeutung zu ermitteln, da ein verlässlicher und ungehinderter Zugang dazu für die europäische Industrie und die Wertschöpfungsketten wichtig ist. Die Liste ist nach einer objektiven Methodik erstellt und stellt ein faktengestütztes Hilfsmittel für politische Maßnahmen in den Bereichen Handel, Innovation und Industrie dar, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie im Einklang mit der aktualisierten Strategie für die Industriepolitik der EU [2] zu stärken, etwa durch:
- Identifizierung des Investitionsbedarfs, der dazu beitragen kann, die Abhängigkeit Europas von Rohstoffimporten zu verringern;
- Steuerung der Unterstützung für Innovationen im Rohstoffbereich im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020;
- Verdeutlichung der Bedeutung kritischer Rohstoffe für den Übergang zu einer CO2-armen, ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft.
Die Liste sollte dazu beitragen, durch die Förderung von Recyclingtätigkeiten einen Anreiz für die Erzeugung kritischer Rohstoffe in Europa zu schaffen und die Aufnahme neuer Abbautätigkeiten zu fördern. Sie ermöglicht außerdem ein besseres Verständnis dafür, wie die Versorgungssicherheit bei Rohstoffen durch Diversifizierung der Versorgung aus unterschiedlichen geografischen Quellen durch Gewinnung, Recycling oder Ersetzung erreicht werden kann.
Die Liste wird von der Kommission als ergänzendes Element bei der Verhandlung von Handelsabkommen, dem Vorgehen gegen handelsverzerrende Maßnahmen, der Entwicklung von Forschungs- und Innovationsmaßnahmen und der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und deren Ziele für eine nachhaltige Entwicklung herangezogen. Kritische Rohstoffe sind ein Schwerpunktbereich des Aktionsplans der EU für die Kreislaufwirtschaft [3], um deren effiziente Nutzung und Recycling zu fördern. Die Liste kann auch für die Zwecke der Überprüfung von Direktinvestitionen in der EU [4] relevant sein, die parallel zu dieser Mitteilung behandelt wird. Sie kann ferner von den Mitgliedstaaten, Unternehmen und Investoren auf freiwilliger Basis genutzt werden, zur Information über potenzielle Versorgungsrisiken mit Rohstoffen und damit verbundene Möglichkeiten.
Auch wenn sie nicht als kritisch eingestuft sind, sind Rohstoffe wichtig für die europäische Wirtschaft, da sie am Anfang der Wertschöpfungskette des verarbeitenden Gewerbes stehen. Ihre Verfügbarkeit kann sich schnell ändern, je nach Handelsströmen oder den handelspolitischen Entwicklungen, was die allgemeine Notwendigkeit der Diversifizierung der Versorgung und der Erhöhung der Recyclingquoten aller Rohstoffe unterstreicht.
Die aufgeführten 27 Rohstoffe sind deshalb kritisch für die EU, weil bei ihnen das Risiko eines Versorgungsengpasses und dessen Folgen für die Wirtschaft größer sind als bei den meisten anderen Rohstoffen.
Die Kritikalitätsbewertung 2017 wurde für 78 Rohstoffe durchgeführt. Zu dem erweiterten Erfassungsbereich gehören gegenüber der Bewertung 2014 neun neue Rohstoffe [5].
Rohstoffe |
Weltweit größte Erzeuger
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Wichtigste Einführer
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Quellen
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Importabhängigkeitsquote* | Ersetzbarkeitsindizes EI/SR** | End-of-Life-Recycling-Einsatzquote*** |
Phosphorit |
China (44 %) |
Marokko (31 %)
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Marokko (28 %)
|
88 % | 1,0 / 1,0 | 17 % |
Phosphor |
China (58 %) |
Kasachstan (77 %)
|
Kasachstan (77 %)
|
100 % | 0,91 / 0,91 | 0 % |
Anmerkungen:
(*) Die „Importabhängigkeitsquote“ berücksichtigt die weltweite Versorgung und die tatsächlichen Quellen der EU bei der Berechnung des Versorgungsrisikos, und wird wie folgt berechnet: EU-Nettoimporte / (EU-Nettoimporte + EU heimische Produktion).
(**) Der „Ersetzbarkeitsindex“ ist ein für alle Anwendungszwecke bewertetes und gewichtetes Maß für die Schwierigkeit, das Material zu ersetzen. Die Werte liegen im Bereich von 0 bis 1, wobei 1 die niedrigste Ersetzbarkeit ist.
Die wirtschaftliche Bedeutung wird durch den Ersetzbarkeitsindex (SIEI) korrigiert,verbunden mit der technischen und der Kostenleistung der Ersatzstoffe für einzelne Anwendungen jedes Rohstoffs. Das Versorgungsrisiko wird durch den Ersetzbarkeitsindex (SISR) korrigiert,verbunden mit der weltweiten Produktion, der Kritikalität und Ko-/Nebenproduktion der Ersatzstoffe für einzelne Anwendungen jedes Rohstoffs.
(***) Die „End-of-Life-Recycling-Einsatzquote“ misst das Verhältnis der Wiederverwertung von Schrott zur EU-Nachfrage nach einem bestimmten Rohstoff, , wobei letztere der primären und sekundären Rohstoffversorgung in der EU entspricht.
Quelle: Zusammengestellt auf der Grundlage des Abschlussberichts der „Studie zur Überprüfung der Liste kritischer Rohstoffe“ von 2017.
Referenze: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A52017DC0490
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[1] Dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz (DI ZRE) zufolge sind Rohstoffe der größte Kostenfaktor im verarbeitenden Gewerbe (44 % gegenüber 18 % für Arbeit, 3 % für Steuern und 2 % für Energie).
[2] Mitteilung der Kommission „Investitionen in eine intelligente, innovative und nachhaltige Industrie: Eine neue Strategie für die Industriepolitik der EU“ (COM(2017) 479)
[3] Mitteilung „Den Kreislauf schließen – Ein Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft“ (COM(2015) 614).
[4] Vorschlag der Kommission für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Rahmens für die Überprüfung ausländischer Direktinvestitionen in der Europäischen Union (COM(2017) 487).
[5] Biotisch: Aggregate, Bismut, Helium, Blei, Phosphor, Schwefel; Abiotisch: Naturkork, natürliches Teakholz, Sapeli-Holz.
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